Weltverbessernde Innovationen werden bei uns belohnt
Gesucht wurden innovative Formen der Konfliktbearbeitung in Zeiten des gesellschaftlichen und meteorologischen Klimawandels
Der Bundesverband MEDIATION e.V. ist mit über 2.600 Mitgliedern der größte Mediator*innenverband Europas. Er steht für Qualität, Kompetenz und Innovation im Bereich der Verständigung in Konflikten.
Mit dem Innovationspreis 2020 zeichnet der Bundesverband MEDIATION innovative Konzepte, Projekte oder Verfahren aus, die der Verständigung in Konflikten dienen. Gerade in diesen gesellschaftlich und umweltpolitisch herausfordernden Zeiten braucht es Dialogräume, Verfahren zur lösungsorientierten Konfliktbearbeitung und Konfliktmanagementsysteme. Der Innovationspreis will Menschen, Organisationen, Unternehmen und Kommunen darin bestärken, Konflikte konstruktiv zu bearbeiten und dies öffentlich sichtbar zu machen.
Wir freuen uns über die Verleihung des Innovationspreises und eines Sonderpreises an:
Projekt Schulmediation der MediationsZentrale München (MZM)
Die MZM-Schulmediation hat die Idee, alle Menschen in der Schule bei der Bewältigung von Konflikten zu unterstützen.
Die Schulmediationsteams beraten Lehrer/innen in Konfliktfällen, beraten Schüler/innen in schwierigen Situationen, mediieren Konflikte unter den Kindern, aber auch unter Eltern, zwischen Eltern und Lehrer/innen oder im Lehrerkollegium, zwischen verschiedenen Schul-Instanzen wie Hausmeisterei, Nachmittagsbetreuung, Direktorat. Zusätzlich moderieren sie auf Wunsch heikle Gespräche oder Veranstaltungen, Elternabende, etc.
Wer sich über das Projekt informieren oder Tipps für die Umsetzung am eigenen Wohnort erhalten möchte, kann sich auf der Webseite zum Projekt informieren.
In diesem Jahr hat die Jury zusätzlich noch eine Sonderauszeichnung vergeben:
Dem Dokumentarfilm "Back to the Fatherland" von Kat Rohrer, Gil Levanon und Matthias Kress liegt die Idee zugrunde, dass selbst 75 Jahre nach dem Ende des zweiten Weltkriegs und des Holocaust die Generationen danach, sowohl von der Seite der Opfer als auch der Täter, mit den Auswirkungen der Geschichte auf heute zu kämpfen haben. "Back to the Fatherland" soll Menschen in Israel, Deutschland und Österreich verbinden, Begegnungen unterstützen, Menschen füreinander öffnen und Raum und Verständnis für ihre teilweise extrem unterschiedlichen Sichtweisen schaffen.
Die weiteren Nominierten für den Innovationspreis 2020
Vorstellungen der Nominierten für den Innovationspreis nach Alphabet
Boat People Project - Kulturgrenzen überwinden: Förderung von Verständigung, Integration und Wohlbefinden vor Ort.
Worum geht es: Das Freie Theater in Göttingen arbeitet in verschiedenen Theaterproduktionen zu den Themen Flucht und Migration.
Es geht dabei um umfassende Diversität sowohl im Programm als auch in der Zusammensetzung der künstlerischen Teams und der Partner*innen in den Projekten. Gemeinsam wird nach Themen, Formen und Erzählstrategien gesucht, um Theater heute für ein divers zusammengesetztes Publikum erlebbar zu machen.
Wer: Freies Theater in Göttingen
Link: http://boatpeopleprojekt.de/boat-people-projekt/
Concilify
Worum geht es: Das noch in der Entstehung befindliche Start-up Concilify möchte mehr B2B Konflikte an (Wirtschafts-)Mediatoren vermitteln. Mittelfristig soll durch Concilify als alternativer Streitbeilegung dem Rechtsweg eine echte Konkurrenz erwachsen.
Wer: Tomás Herrmann, Jan Erik Peršolja, Jonathan Huntenburg
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Der interne Mediator*innenpool der Deutsche Bahn AG
Worum geht es: Der interne Mediatorenpool der Deutsche Bahn AG ist seit 10 Jahren ein Fels in der Brandung und eine stabile Konstante im Wandel der Zeit. Der Pool wurde 2009 durch die damalige Personalvorständin der DB AG, Margret Suckale, als professionelles Netzwerk der Mediator*innen des DB Konzerns mit etwa 15 Mitgliedern ins Leben gerufen und wuchs bisher auf etwa 180 Mitglieder an. Durch die aktive, institutionelle Bearbeitung von Konflikten im DB Konzern tragen alle Beteiligte – Mediator*innen, Mediand*innen, Führungskräfte – den Mediationsgedanken in ihre tägliche Arbeit und die Gesellschaft.
Wer: Ombudsfrau Deutsche Bahn und Mediator*innenpool der Deutsche Bahn AG
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Dispute Resolution Comparison Tool („DiReCT“) des RTMKM
Worum geht es: DiReCT ist ein Mechanismus zur Auswahl des für eine Konfliktbeilegung im Unternehmenskontext (B2B-Streitigkeiten) am besten geeigneten Konfliktbeilegungsverfahren. Das Auswahltool ist online-basiert und funktioniert im Ansatz ähnlich wie der bekannte Wahl-O-Mat der Bundeszentrale für politische Bildung. Konfliktparteien beantworten in einem mehrstufigen Verfahren Fragen zu Charakteristika des zu lösenden Konflikts (Verortung der Streitthemen primär auf Sach- und/oder auf Beziehungsebene, Komplexitätsgrad etc.) bzw. zu ihren verfahrensbezogenen Interessen (Vertraulichkeit vs. Öffentlichkeit der Konfliktaustragung, Bereitschaft zur Investition von Ressourcen in die Konfliktaustragung, Auswirkungen auf den Ruf des Unternehmens und auf die Geschäftsbeziehung zum Gegenüber etc.).
Wer: Round Table Mediation und Konfliktmanagement der deutschen Wirtschaft (RTMKM)
Link: https://www.rtmkm.de/home/direct-2/
Konfliktbearbeitung in einer agilen Organisation: Dialogging – ein durch Mitarbeiter*innen selbstorganisiertes integriertes Konfliktmanagementsystem der DB Systel
Worum geht es: Die DB Systel, der ICT Dienstleister der Deutschen Bahn, erfindet sich gerade neu. Die Firma, die mit ihrem Innovationslabor „Skydeck“ schon über die Grenzen des Bahnkonzerns hinaus bekannt wurde, hat vor vier Jahren einen Prozess eingeleitet, der radikaler nicht sein könnte: die Transformation des gesamten Unternehmens mit 5000 Mitarbeitern in eine selbstorganisierte und hierarchiearme Organisation. Inspiriert von Methoden, wie „Management 3.0“ oder „Holokratie“, kamen immer wieder die Begriffe „Vernetzung“, „Wertschaffungskette“ oder „Selbstorganisation“ auf. Oder kurz: die agile, selbstorganisierte und vernetzte Arbeitswelt - ohne klassischen Chef. Die Verteilung von Führung auf drei gleichwertige Rollen in den Teams: Product Owner, Agility Master, Umsetzungsteam.
Wer: Kernteam Dialogging, DB Systel GmbH, Ulrike Blumenschein (Product Owner)
Link: ./.
Konfliktmanagement der Lufthansa Technik AG (LHT)
Worum geht es: Seit 2014 gibt es bei der LHT die Betriebsvereinbarung zum Umgang mit zwischenmenschlichen Konflikten, welche das gemeinsame Verständnis eines von Arbeitgeber und Betriebsrat getragenen Konfliktmanagements bei der LHT versteht. Das Konfliktmanagement der LHT besteht aus den Elementen Führungskraft, Konfliktlotsen, Human Ressources, Psychosoziale Beratung und externe Mediation. Dies bietet die Möglichkeit, Konflikte im Verantwortungsbereich selbst früh und kompetent zu behandeln. Wenn Unterstützung durch Dritte nötig ist, erfolgt diese zeitnah und niedrigschwellig. Ziel ist dabei, eine möglichst eigenverantwortliche und einvernehmliche Konfliktlösung zu verfolgen.
Wer: Lufthansa Technik AG (LHT)
Link: ./.
No-Name Initiative (nni dialogue)
Worum geht es: nni Dialog ist eine Dialog-Form, die es erlaubt, systemische Stimmen (anstatt Individuen) in Kommunikation miteinander zu bringen. Die Freiheit und Sicherheit, die durch diese nicht-personalisierte Form des Dialogs gegeben ist, ermöglicht sowohl ein Erforschen der unter der Oberfläche liegenden Muster und Dynamiken, als auch die Auflösung energetischer Blockaden.
Wer: Jonelle Naude
Link: https://nnidialogueinstitute.com
Online Mediation – Fachgruppe Online Mediation im Bundesverband MEDIATION
Worum geht es: Mediation wurde bisher als ein Verfahren definiert und wahrgenommen, das in hohem Maße vom persönlichen Kontakt und dem unmittelbaren Gespräch geprägt ist. Online Mediation wird seit Beginn der Corona-Pandemie von immer mehr Mediator*innen und auch Konfliktparteien als Chance gesehen, überhaupt ein Mediationsverfahren (oder Teile davon) durchführen zu können. Die Fachgruppe Online Mediation beschäftigt sich schon seit längerem mit den Chancen und Herausforderungen von live Online Mediation und macht die Ergebnisse des gruppeninternen Austauschs für den gesamten BM und darüber hinaus nutzbar.
Wer: BM Fachgruppe Online Mediation
Link: https://fg-online-mediation.bmev.de/
RePair-Café für Beziehungen, Partnerschaft und Familie
Worum geht es: RePair-Cafés sind Einrichtungen, die es bereits in vielen Städten gibt. Dort treffen sich Menschen und unterstützen sich gegenseitig dabei, kaputte Gegenstände zu reparieren. So leisten sie einen wichtigen Beitrag zur Nachhaltigkeit und Gemeinschaftsbildung. Diese Idee greift das RePair-Café für Beziehungen, Partnerschaft und Familie auf, um Beziehungen zu „reparieren“ und einen Weg des positiven, achtsamen und kooperativen Miteinanders zu finden.
Wer: Johanna Quendt und Nikolaus Weitzel
Link: http://www.beziehung-kassel.de/
Reverse Mentoring mit Digital8.ai
Worum geht es: Reverse Mentoring fördert den kulturellen Wandel im Unternehmen mit dem Ziel, digitales Knowhow und ein neues Mindset in der Organisation zu verankern. Es geht nicht um theoretisches Wissen, bunte Sitzsäcke und schöne Plakate in der Lobby, sondern um einen lebendigen Austausch, ein Kennenlernen der Lebenswelten unterschiedlicher Generationen.
Reverse Mentoring stellt das klassische Mentoring auf den Kopf. Hier lernen die „Digital Immigrants“, also die vor 1981 Geborenen, von den „Digital Natives“.
Wer: Ronja Stiebig, Paul Preußen, Jonas Sowa
Link: https://www.digital8.ai/reversementoring
SKAT – Systemisches Konfliktanalysetool
Worum geht es: Das Systemische Konfliktanalysetool (SKAT) ist ein auf Umfragen basierendes Instrument zur
Analyse der Konfliktgeneigtheit von Systemen. Es dient einerseits dem einzelnen Befragten
dazu, seinen Konflikt besser zu verstehen und neue Handlungsimpulse zu erhalten, um selbst
und unabhängig von anderen Konfliktparteien für sich eine Veränderung herbeizuführen.
Wer: Dr. Jörg Ascher, Mediator (BM/BAFM), Systemischer Coach, Rechtsanwalt
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SteG – Stelle für Gemeinwesenmediation
Worum geht es: SteG ist eine Stelle, die an Münchner Bürger*innen Teams für kostenfreie Mediationen vermittelt, die in den Bereichen Nachbarschaft, Wohnumfeld, Stadtteil, aber auch in den Themenfeldern Kindertagesbetreuung, Schule und Bürgerschaftliches Engagement Konflikte selbst außergerichtlich lösen wollen.
Wer: Landeshauptstadt München, Sozialreferat S-III-L/BEK, Amt für Wohnen und Migration, bürgerschaftliches Engagement und Konfliktmanagement (BEK)
Link: https://www.muenchen.de/rathaus/Stadtverwaltung/Sozialreferat/Wohnungsamt/steg.html
VIS-ANA-SYN-Methode
Worum geht es: Die VIS-ANA-SYN-Methode wurde mit dem Ziel, auch und gerade in komplexen Problemlagen zu nachhaltigen Lösungen zu kommen, entwickelt. Komplexe Problemlagen zeichnen sich dadurch aus, dass verschiedene Faktoren mit einander in Wechselwirkung treten, so dass die Veränderung eines einzelnen Faktors zu auf den ersten Blick überraschenden Wirkungen bei den anderen Faktoren und damit auf den Gesamtzustand führt.
Wer: Jürgen Wagner, Thomas Boeger
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Die Jury für den Innovationspreis
Die Expert*innen-Jury bestand aus Prof. Dr. Dr. h.c. Friedrich Glasl (Trigon), Carsten Pöschl (SAP) und Dr. Larissa Thole (BMJV), die alle zukunftsorientierten Einsendungen zum Innovationspreis gelesen haben. In einigen (Online-)Treffen mussten sie die/den Gewinner*in des diesjähren Innovationspreises auswählen.
Die Preisverleihung des Innovationspreises fand im Rahmen des BM-Kongress 2020, am Samstag den 28.11.2020 virtuell und feierlich statt. Die Jury überreichte in einer feierlichen Veranstaltung den Preis.
Prof. Dr. Dr. h.c. Friedrich Glasl (Trigon)
Politikwissenschaften und Psychologie
1967-1985 Consultant am NPI-Institut für OE (NL), 1985 Mitgründer „Trigon Entwicklungsberatung“
Mediator BM, Mediationstrainer, dozierte OE und Konfliktmanagement/Mediation an Universitäten innerhalb und außerhalb Europas
Gastprofessor Staatl. Universität Tiflis (GE), verfasste Lehrbücher und machte Lehrfilme. 2014 Sokrates-Mediationspreis, 2015 D.A.CH-Mediationspreis, 2017 LifeAchievementAward.
Carsten Pöschl (SAP)
Carsten Pöschl leitet als Ombudsperson bei SAP eine vertrauliche Anlaufstelle in betrieblichen Beschwerde- und Konfliktsituationen für die weltweit 100.000 Mitarbeitenden des Konzerns.
Vor seiner Berufung als Ombudsperson war er im strategischen Personalwesen sowie als Leiter internationaler Teams im Vertriebs- und Beratungsresort tätig.
Carsten Pöschl ist ausgebildeter Klärungshelfer, Mediator, Coach und Achtsamkeitstrainer. Sein Wirtschaftsingenieursstudium absolvierte er an der TU Darmstadt und am Royal Institute of Technology in Stockholm.
Dr. Larissa Thole (BMJV)
Dr. Larissa Thole leitet das Referat für Mediation und Schlichtung im Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz, Berlin.
Nach dem Studium der Rechtswissenschaften in Bayreuth und Bonn war sie zunächst als Richterin an verschiedenen Gerichten in Rheinland-Pfalz tätig, bevor sie im Jahr 2008 zum Bundesministerium der Justiz wechselte.
In ihrer jetzigen Funktion war sie federführend für das jüngste Gesetzgebungsverfahren zur Änderung des Verbraucherstreitbeilegungsgesetzes vom 31. Dezember 2019 zuständig und hat hierzu publiziert. Ihr besonderes Augenmerk liegt ferner auf der Verbesserung und Fortentwicklung der Rahmenbedingungen des Mediationsgesetzes sowie der Verordnung für die Aus- und Fortbildung zertifizierter Mediatoren. In diesem Rahmen war sie mit der jüngsten Änderung der Zertifizierte-Mediatoren-Ausbildungsverordnung befasst, in die eine Regelung zur Fristenhemmung aufgenommen wurde.
Die Möglichkeit zur Nominierung von Personen, Institutionen oder Organisationen für den Innovationspreis 2020 endete am 31. Mai 2020!
Für eine Nominierung wurde dieser Nominierungsleitfaden entwickelt, der eine Vergleichbarkeit der Nominierungen ermöglicht.
Für Rückfragen sprechen Sie uns gern an.